Wednesday, April 30, 2008

Wächter der Ewigkeit


Dieses letzte Buch, das im Russischen „Die letzte Wache“ heißt, kam nach dem Film von Timur Bekmambetov heraus, und man merkt diesem Buch deutlich die Ermüdung an. Vor allem weil Anton bereits im Buch zuvor die fast höchste Magierstufe erreicht hat, und in diesem Buch einfach keinen Platz mehr zum Weiterentwickeln hat. Ein Buch zuvor war es eine Ungeheuerlichkeit, wenn Menschen von Anderen Wind bekämen, und hier ist es quasi gang und gäbe. Aber am besten einfach selbst lesen uns selbst entscheiden obs gefällt ...


Geschichte 1: Die gemeinsame Sache

In Schottland wird ein junger Russe ermordet – ausgerechnet in einer Gruselbahn. Allen Hinweisen zufolge war der Mörder ein Vampir – deswegen fliegt Anton nach Edinburgh, um sich der Sache anzunehmen. Er trifft dort einen alten Vampirmeister, der sein Hotel an Andere vermietet, trifft auch Jegor wieder, der inzwischen zum Zirkusmagier geworden ist, und macht eine unangenehme Bekanntschaft mit Menschen, die anscheinend über magische Amulette verfügen…

Geschichte 2: Der gemeinsame Feind

Nach der Reise nach Schottland verschlägt es Anton nach Samarkand in Mittelasien, wo er den Anderen Rustam um Auskunft bitten muss. Rustam hatte nämlich den berühmten Grossen Anderen Merlin gekannt, der einen mächtigen Zauber erfunden hat – den „Kranz der Schöpfung“. Dieser soll alle Ebenen des Zwielichts zusammenführen können. Doch auch hier wird Anton von angeheuerten Banditen verfolgt…

Geschichte 3: Das gemeinsame Schicksal

Die mysteriösen Hintermänner hinter den Anschlägen entführen Anton wieder nach Schottland. Dort, in der Geisterbahn, liegt eine Passage, über die man auf tiefere Ebenen des Zwielichts steigen kann. Anton soll das Rätsel von Merlins Zauber lösen…

Monday, April 28, 2008

Wächter des Zwielichts



Das dritte Buch der Reihe, wartet mit Antworten auf viele Fragen auf. In diesem Buch wird nämlich die Entwicklung der „Was wäre wenn“ Situation regelrecht ausgeforscht: „Was wäre wenn man Menschen zu Anderen machen könnte“, „… die Menschen von den Anderen wüßten“ und „…es keine Anderen mehr gäbe“. Letztendlich wird die gesamte Natur der Anderen in diesem Buch unter die Lupe genommen und erklärt. Es ist nämlich so, dass die Anderen nicht stärker sind, als die Menschen, sondern schwächer…





Geschichte 1: Niemandszeit

Das Geheimnis der Anderen scheint in Gefahr. Sowohl beide Wachen, als die Inquisition bekommen einen anonymen Brief, in dem vom Vorhaben erzählt wird, einen Menschen zu einem Anderen zu machen. Dieser Brief versetzt alle in Aufruhr, und so wird eine Kommission aus der Nachtwache, der Tagwache und der Inquisition gebildet. Anton siedelt sich undercover in eine luxuriöse Wohnsiedlung, von der aus die Briefe verschickt wurden…

Geschichte 2: Niemandsraum

Auf dem Land bei der Mutter von Antons Frau Svetlana scheint es die Idylle schlechthin zu sein. Und als zwei Kinder sich im Wald verlaufen, und später erzählen, eine Frau, die im Wald wohnt, habe sie rausgeführt, ist erst mal niemand argwöhnisch. Bis bei einem der Kinder das Stottern auf wundersame Weise verschwindet. Anton bricht auf zum Haus im Wald und trifft die überaus mächtige Hexe Arina, die über das Buch Fuaran zu wissen scheint. Dieses Buch, eigentlich eine Legende, soll Menschen tatsächlich zu Anderen machen können…

Geschichte 3: Niemandskraft

Das Buch Fuaran wurde gefunden – und ist sofort wieder verschwunden. Zurück blieb nur eine verkohlte Leiche eines Grossen Inquisitors. Der Dieb muss ein mächtiger Anderer gewesen sein, und so brechen die Wächter der Nacht, des Tages und der Inquisition auf, um das Buch zu finden...

Thursday, April 24, 2008

Wächter des Tages


Nach dem sensationellen Erfolg von „Wächter der Nacht“ hat Lukianenko zwei Jahre später eine langerwartete Fortsetzung geliefert. Hierzulande hat es natürlich weniger gedauert – alle Bände sind zwischen Herbst 2005 und Frühjahr 2007 schnell hintereinander erschienen. Doch dessen unbeachtet, ist Wächter des Tages der Versuch, die andere Seite der Wachen zu durchleuchten. Und so ist die Hexe Alissa, die im ersten Buch episodenhaft erscheint, im ersten Drittel des zweiten Buchs die Hauptperson. Verdammt ungewöhnlich, aber – auch verdammt spannend. Wir bekommen Einblick ins Hauptquartier der Dunklen, (das viel luxuriöser liegt, als das der Lichten), und in die Mentalität der Dunklen Anderen aus erster Hand.



Geschichte 1: Zutritt für Unbefugte erlaubt

Wieder ist in Moskau eine Dunkle Andere tätig. Eine Hexe verdient ihren Lebensunterhalt mit Verkäufen von Dienstleistungen: Zurückholen von Ehemännern, Abtreibungen und sonstige magischen Verbrechen, die streng gegen den Vertrag der Anderen verstoßen. Dies kann nicht so weitergehen, und es kommt zu einem Zusammenstoß der Patrouillen der Nachtwache und der Tagwache in ihrer Wohnung. Während dieses Kampfes verliert die Dunkle Hexe Alissa, ehemalige Geliebte Sebulons, ihre Zauberkraft vollständig. Zur Erholung wird sie ins ehemalige Pionierlager Artek als Erzieherin losgeschickt und lernt einen jungen Kollegen Igor kennen, in den sie sich verliebt. Als sie ihre Kräfte wiedererlangt, entdeckt sie, dass Igor ein Lichter Anderer ist…

Geschichte 2: Fremd unter Anderen

Ein Mann mit Amnesie bricht aus einem ukrainischen Städtchen nach Moskau auf. Er weiß nicht, was er dort soll, denn was er tun muss, erkennt er nur auf Eingebung. Dennoch weiß er auch, dass er ein dunkler Anderer ist, und dass seine Macht stetig und sehr schnell am wachsen ist. In Moskau gerät er schnell in Konflikt mit der Nachtwache, allen voran Anton Gorodezki. Als dann eine Sekte ein mächtiges magisches Artefakt, die Kralle Fafnirs, entführt und nach Moskau bringt, eskaliert die Situation…

Geschichte 3: Eine Andere Kraft

Anton soll die Sektanten, die die Kralle Fafnirs gestohlen haben, nach Prag überführen, wo die Inquisition, eine große Schlichtungsinstitution über den beiden Wachen, ein Tribunal einberufen hat. Begleitet wird er von einem Vertreter der Tagwache namens Edgar, einem dunklen Magier aus Estland. Während des Aufenthalts in Prag kommt Edgar zu der Erkenntnis, dass Sebulon ein doppeltes Spiel treibt – er will anscheinend Fafnir, einen großen Zauberer von einst, wieder zum Leben erwecken…

Wednesday, April 16, 2008

Wächter der Nacht

Moskau, Ende der 90er Jahre. Die Welt, wie wir sie kennen, ist nur eine Fassade. In Wirklichkeit gibt es eine Parallelwelt, das „Zwielicht“ – und Menschen, die die Fähigkeit haben, in diese Welt einzutauchen. Diese sogenannten „Anderen“ zählen sich nicht zu den Menschen, und verfügen über magische Kräfte.

Und so koexistieren neben uns Zauberer, Wunderheiler, Formwandler einerseits – und Hexer, Vampire und Tiermenschen andererseits. Und weil ein Krieg zwischen den Lichten Anderen und den Dunklen Anderen die ganze Menscheit ins Verderben zu stürzen drohte, wurde vor langer Zeit ein Vertrag über einen Waffelstillstand geschlossen.

Es gilt, dass jede magische Einwirkung sanktioniert werden muss. Zur Kontrolle gibt es zwei magische Behörden: die Nachtwache, die aus Lichten Anderen besteht, und nachts die Kräfte des Dunkels überbewacht – und die Tagwache, die im Gegenzug über die Lichten Anderen wacht.


Geschichte 1: Das eigene Schicksal

Anton Gorodezki ist Mitarbeiter der Nachtwache, ein Lichter Magier mit schwachen Fähigkeiten. Nachdem sein Chef, Boris Ignatjewitsch, meinte, Anton habe viel zu lange im Rechenzentrum der Nachtwache rumgetrödelt, gibt er ihm einen operativen Auftrag. Ein Vampirpärchen wildert ohne Lizenz, und Anton muss sie ausfindig machen. Beinahe schafft es dieses Pärchen, einen kleinen Jungen namens Jegor zu wildern – bis Anton dazwischenkommt, und den Vampir umbringt. Jegor zieht die Aufmerksamkeit von Antons Chef auf sich – er hat das Potential eines mächtigen und noch nicht initiierten Anderen… allerdings ist die flüchtige Vampirin noch immer hinter ihm her. Und währenddessen passiert ein weiteres Unheil, das die Aufmerksamkeit aller Wächter benötigt – eine Frau, die Anton zufällig in der Metro getroffen hat, hat einen riesigen Wirbel der Verdammnis über ihrem Kopf – ein so genanntes Inferno, das halb Moskau in Schutt und Asche legen könnte…

Geschichte 2: Der eigene Kreis

In Moskau geht ein Lichter Anderer umher, der sich anscheinend selbst initiiert hatte. Er ist nur fähig, Dunkle Anderen zu erkennen, und sieht es als seine Mission, sie umzubringen. Ein solches Verhalten kann im Zustand eines Kalten Krieges schnell eskalierend wirken, deswegen verlangt der Chef der Tagwache, Sebulon, Nachweise über die Alibis der Mitarbeiter der Nachtwache. Anton hat als einziger kein Alibi und kommt so unter Verdacht. Nun muss Anton den wahren Mörder schnell finden. Um ihm mehr Zeit zu verschaffen, läßt Boris Ignatjewitsch Geser, Anton seinen Körper mit seiner Geliebten, der Zauberin Olga, tauschen…

Geschichte 3: Im eigenen Saft

Es ist Hitzewelle in Moskau. Die Nachtwache wird für ein Wochenende Urlaub auf die Datscha von Tigerjunges, einer jungen Formwandlerin, fortgeschickt. Doch während sich Anton auf der Datscha mit seiner Beziehung zu Svetlana, der potentiellen Großen Lichten Zauberin auseinandersetzt, kommt ein Plan von Geser zur Vollendung, bei dem die so genannte Kreide des Schicksals zur Wirkung kommen soll…

Sunday, April 13, 2008

Halleluja - Die Geschichte der USA


Dass Amerika nach Amerigo Vespucci heißt, weiß jedermann. Wer aber, so fragt man sich, hat dem unschuldigen Erdteil diesen Namen angehängt? Denn Vespucci hat weder die Neue Welt entdeckt, noch Nordamerika jemals gesehen. Er war überhaupt ein rechtes Lügenmaul; aber von der Namensgebung hat er keine Ahnung gehabt.

Wer also ist der Schuldige?



Nun, wer wird es wohl sein? Wir haben allen Grund, uns an die Brust zu schlagen, denn es war ein Deutscher. Im Jahre 1507 brachte der Geograph Waldseemüller die erste Karte von der "Neuen Welt" heraus und erkühnte sich, dem Kontinent auch gleich einen Namen zu geben; vom Norden sprach man wenig, der Süden war weit besser bekannt, und die Weisheit hatte man aus den Schriften des Herrn Vespucci. So kam Waldseemüller zu dem Geniestreich, nach dem dubiosen Florentiner einen ganzen Erdteil zu benennen.

Den Namen haben wir also. Und wenn wir ihn fortan im Munde führen, so wollen wir uns einigen, an Nordamerika, besser noch, nur an die USA zu denken.

Dass es die Vereinigten Staaten von Amerika gibt, verdanken wir (abgesehen vom dritten biblischen Schöpfungstag natürlich) vor allem den Briten. Hätten sie nicht die Idee gehabt, die Indianer auszurotten, so würde Nordamerika ein ganz anderes Schicksal erfahren haben. Es hätte das Schicksal Afrikas gehabt. Das heißt: Es wäre jetzt so weit, dass die Weißen das Land räumten und zwanzig oder dreißig Indianerstaaten ihre Befreiung vom Joch der Kolonialherren feierten. Die neuen Staatspräsidenten würden statt Lumumba und Mobutu "Wiehernder Mustang" und "Listige Schlange" heißen und ihre First Ladies "Heller Morgen" und "Fleißige Finger", und in Bonn wäre für sie, wenn sie ihr Entwicklungsgeld abholten, eine Ehrenkompanie angetreten.

Haben wir uns das eigentlich schon einmal klargemacht? Daran ist nicht das geringste komisch. Die Briten und Franzosen, auch ein wenig die Spanier - vor allem aber wie gesagt die Briten mit ihrer Weitsicht bewahrten uns davor; es kam anders.

Dass es anders als mit Afrika kam, dafür sehe ich weit und breit nur einen einzigen Grund, so banal er auch klinen mag: Nordamerika hatte im Gegensatz zu Afrika keine Malaria und keine Tsetsefliegen. Diese Erkenntnis ist profund, denn in Afrika hat es den Briten keineswegs an gutem Willen zur Vernichtung gefehlt, sie sind lediglich an den beiden offenbar von Gott gewollten ausserparlamentarischen Opposition gescheitert.

Nun darf man aber nicht glauben, die Ausrottung der Indianer sei auch ohne diese beiden Plagen kein sehr schweres Stück Arbeit gewesen. Im Gegenteil. Vor allem anfangs kam so manches dazwischen, in erster Linie die Friedlichkeit der Indianer.


Hier präsentiert Joachim Fernau eine "andere" Geschichte Amerikas, anders deshalb, weil er bewusst die dunklen Seiten der Historie erhellt, so z.B. die rücksichtslose Verdrängung der Ureinwohner oder die Ausbeutung der Schwarzen in den Südstaaten.

Auch mit den Großen der Nation wie George Washington oder Abraham Lincoln geht er hart ins Gericht, den Errungenschaften des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten steht er kritisch gegenüber und läßt sich auch von Reichtum und Einfluss der Weltmacht USA nicht blenden.

Doch so wenig Sympathie er auch für Uncle Sam empfinden mag, so sehr liegt ihm Sitting Bull am Herzen.

Saturday, April 12, 2008

Nachrichten aus einem unbekannten Universum




Mit Sachverstand und Ironie spannt Frank Schätzing den Bogen vom Urknall bis in die kommenden 100.000 Jahre, nimmt uns mit in das unbekannte Universum unter Wasser, versetzt uns in Erstaunen, Entzücken und Entsetzen. Danach sieht man die Ozeane mit anderen Augen.




Ist der Hai grausam, weil der den Menschen frisst? Ist der Mensch grausam, weil er die Auster isst? Wird dem Hai das Leiden des Opfers bewusst, wenn dieses schreit? Oder nimmt er das Schreien als erfreuliches Indiz für die Frische der verzehrten Ware, so wie wir wohlwollend das Zucken der Auster betrachten, wenn wir ihr Fleisch mit Zitronensaft beträufeln? Nebenbei, dies ist kein Plädoyer gegen den Verzehr von Austern.

Mensch und Meer. Eine merkwürdige Beziehung, geprägt von Hass, Unkenntnis, Romantisierung, Neugier und Ignoranz. Wie funktioniert dieses gewaltige System, dem wir entstammen und über das wir weniger wissen als über den Outer Space? Wie konnte im Urozean Leben entstehen, woher kam überhaupt das ganze Wasser? Warum ist die Evolution ausgerechnet diesen Weg gegangen und keinen alternativen? Denn ebenso gut hätte sie uns in intelligente, flüssigkeitsgefüllte Luftmatratzen verwandeln können.

Einmal hat sie es jedenfalls versucht - und beinahe geschafft.

Friday, April 11, 2008

Einmal Rupert und zurück



Alles, was geschieht, geschieht.

Alles, was sich selbst im Zuge seines Geschehens erneut geschehen läßt, geschieht erneut.

Alles, was wähend seines Geschehens etwas anderes geschehen läßt, läßt etwas anderes geschehen.

Allerdings tut es das nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge.

Kapitel 1

Die galaktische Geschichte ist ein bißchen durcheinandergeraten, und zwar aus mehreren Gründen: zum einen, weil diejenigen, die ihr auf der Spur zu bleiben versuchen, ein bißchen durcheinandergeraten sind, zum anderen aber auch, weil sich einiges an Durcheinander ereignet hat.

Eines der Probleme hat mit der Lichtgeschwindigkeit und den Schwierigkeiten zu tun, die sich bei dem Versuch ergeben, sie zu überschreiten. Was man nicht kann. Nichts bewegt sich schneller als das Licht, außer möglicherweise schlechte Nachrichten, die ihren eigenen, besonderen Gesetzen gehorchen. Die Scharniebaumler von Archentzwooft Minor versuchten zwar, von schlechten Nachrichten angetriebene Raumschiffe zu bauen, aber die funktionierten nicht besonders gut und waren darüber hinaus, wo immer sie landeten, so extrem unwillkommen, daß es im Grunde völlig sinnlos war, sich überhaupt dort aufzuhalten.

So kam es, daß die Bewohner des Universums im großen und ganzen dazu neigten, schlaff in ihren regionalen Durcheinandern herumzusiechen, und die galaktische Geschichte für geraume Zeit überwiegend kosmologisch verlief.

Was nicht bedeuten soll, daß die Leute sich nicht bemüht hätten. Sie schickten Raumschiffflotten auf die Reise in weit entfernte Teile des Universums, um dort Kriege oder Geschäfte abzuwickeln, nur brauchten diese Flotten meist Jahrtausende, um tatsächlich irgendwo anzukommen. Und wenn sie dann endlich ankamen, waren andere Formen des Reisens entdeckt worden, Formen, die den Hyperraum nutzten, um die Lichtgeschwindigkeit auszutricksen, so daß sich all die Schlachten, in die die langsamer als das Licht fliegenden Flotten geschickt worden waren, bereits Jahrhunderte vor deren Ankunft erledigt hatten.

Was natürlich nichts an der Bereitschaft der jeweiligen Besatzungen änderte, sich in die Schlacht zu stürzen. Sie waren ausgebildet, sie waren willens, sie hatten ein paar tausend Jahre lang gut geschlafen, sie waren von weit her gekommen, um harte Arbeit zu leisten, und das wollten sie - bei Zarkon - auch tun.

Damit begannen die ersten größeren Durcheinander in der galaktischen Geschichte: mit Schlachten, die ständig wieder von vorn ausbrachen, obwohl man die Streitigkeiten, die zu ihrem Ausbruch geführt hatten, schon Jahrhunderte zuvor beigelegt zu haben glaubte. Allerdings waren diese Durcheinander gar nichts im Vergleich zu denen, die die Historiker entwirren mußten, nachdem man das Zeitreisen entdeckt hatte und Schlachten plötzlich schon einige Jahrhunderte vor Entdeckung der sie auslösenden Streitigkeiten ausbrachen. Als schließlich der Unendliche Unwahrscheinlichkeitsdrive in Mode kam und ganze Planeten anfingen, sich plötzlich und unerwartet in Bananenkuchen zu verwandeln, strich die historische Fakultät der Universität von Maximegalon endgültig die Segel, löste sich freiwillig auf und trat ihre Gebäude an die stetig wachsende Gemeinschaftsfakultät für Theologie und Wasserball ab, die schon seit Jahren scharf darauf gewesen war.

Gegen all das ist selbstverständlich nichts einzuwenden, nur bedeutet es, daß höchstwahrscheinlich niemand je herausfinden wird, woher zum Beispiel die Grebulonier kamen oder was genau sie eigentlich wollten. Und das ist schade, weil, hätte irgend jemand etwas über sie gewußt, eine wirklich grauenhafte Katastrophe durchaus hätte vermieden werden können - oder zumindest einen anderen Weg hätte finden müssen, um einzutreten.

So beginnt der letzte Teil der Per Anhalter durch die Galaxis - Reihe und das Buch endet so wie es wohl nur die wenigsten erwarten würden. Also viel Spass beim Lesen ...

Wednesday, April 9, 2008

Mach's gut und danke für den Fisch


Im Folgenden eine meiner absoluten Lieblingsstellen aus dem 4ten Teil der Serie Per Anhalter durch die Galaxis, die die einzigartigen, auf Brequinda beheimateten, fuolornisischen Feuerdrachen beschreibt und über deren Natur berichtet.




In alter Zeit, lange vor der Ankunft des Sorth von Bragadox, als Fragilis sang und Sexaquinde von Quenelux regierte, als die Luft lind war und die Nächte aromatisch, und dennoch jede es irgendwie fertigkriegte, oder wenigstens behaupteten sie das, aber wie um alles auf der Welt sie denken konnten, dass irgendjemand auch nur entfernt so naiv wäre, bei all der linden Luft und den aromatischen Nächten und was nicht noch einen so alberne Behauptung zu glauben, das ist allen ein Rätsel, Jungfrau zu bleiben, war es unmöglich, auf Brequinda im Foth von Avalars einen Backstein in die Gegend zu schmeißen, ohne mindestens ein halbes Dutzend fuolornisischer Feuerdrachen zu treffen.

Ob man das vielleicht wollte ist eine andere Sache. Nicht das die Feuerdrachen keine im Grunde friedliebende Spezies gewesen wären, denn das waren sie. Sie verehrten den Frieden auf tot und kaputt, und dieses überschwängliche Verehren von Dingen auf tot und kaputt war oftmals in sich das Problem: man verletzt so oft den, den man liebt, vor allem, wenn man ein fuolornisischer Feuerdrache ist mit einem Atem wie ein Raketenantrieb und Zähnen wie ein Parkgitter. Ein anderes Problem war, wenn sie erst mal in Fahrt waren, dann verletzten sie auch gleich noch jede Menge von denen mit, die von anderen Leuten geliebt wurden. Addieren Sie zu all dem die relativ kleine Anzahl Verrückter, die tatsächlich in der Gegend herumliefen und mit Backsteinen warfen, und Sie kommen auf eine Riesenzahl von Leuten auf Brequinda im Foth von Avalars, die von Drachen ernstlich verletzt wurden.

Aber machten sie sich was draus? Nein.

Hörte man sie sich über ihr Schicksal beklagen? Nein.

Die fuolornisischen Feuerdrachen wurden in allen Gegenden auf Brequinda im Foth von Avalars wegen ihrer wilden Schönheit, ihrer noblen Art und ihrer Angewohnheit verehrt, Leute zu beißen, von denen sie nicht verehrt wurden.

Und warum das?

Die Antwort war einfach.

Sex.

Aus irgendwelchen unbegreiflichen Gründen hat es was geradezu unerträglich Erotisches, in mondeshellen Nächten, die in Numero lind und aromatisch sowieso schon gefährlich sind, riesige feuerspeiende Zauberdrachen tief über den Himmel fliegen zu sehen.

Warum das so ist, hätte die von Romantik berauschte Bevölkerung von Brequinda im Foth von Avalars einem nicht sagen können, sie würde aber nicht aufgehört haben, die Angelegenheit zu diskutieren, sobald die Wirkung mal da und unübersehbar war, denn kaum war ein Schwarm von einem halben Dutzend seidenflügliger, lederleibiger fuolornisischer Feuerdrachen über den Abendlichen Horizont in Sichtweite geflattert, da hastete die Hälfte der Bevölkerung von Brequinda mit der anderen Hälfte in den Wald, um dort gemeinsam eine geschäftige und atemlose Nacht zu verbringen, mit den ersten Strahlen der Morgendämmerung verklärt lächelnd und glücklich wieder aufzutauchen und immer noch ganz liebreizend zu behaupten, Jungfrauen zu sein, wenn auch ziemlich errötete und erhitzte Jungfrauen.

Pheromone sagten einige Forscher.

Irgendwas Akustisches, behaupteten andere.

Die Gegend war ständig angefüllt mit Forschern, die dem allen auf den Grund zu kommen versuchten und sich viel Zeit dafür ließen.

Es überrascht nicht, dass die so anschauliche und aufreizende Darstellung des Anhalters über die allgemeine Lage auf diesem Planeten sich unter den Hitchhikern, die sich von ihm führen lassen, als erstaunlich beliebt erwiesen hat und deshalb einfach nie gestrichen wurde, und es bleibt so den heutigen Reisenden überlassen, selber rauszufinden, dass das heutige moderne Brequinda im Stadtstaat Avalars mittlerweile aus kaum mehr als Beton, Striptease-Lokalen und Drachenburger-Bars besteht.

Tuesday, April 1, 2008

Das Leben, das Universum und der ganze Rest


Sein frühmorgendlicher Entsetzensschrei war der Laut, mit dem Arthur Dent üblicherweise erwachte und sich mit einem Schlag erinnerte, wo er war.

Nicht nur, daß die Höhle kalt war; nicht nur, daß sie feucht und stinkig war. Es war der Umstand, daß die Höhle mitten in Islington lag und der nächste Bus erst in zwei Millionen Jahren ging.

Die Zeit ist der ungeeignetste Ort, wenn man mal so sagen darf, an dem man verlorengehen kann. Arthur Dent konnte das bestätigen, denn er war schon oft sowohl in der Zeit als auch im Raum verlorengegangen. Wenn man im Raum verlorenging, blieb einem wenigstens was zu tun.

Er war nach einer verzwickten Reihe von Ereignissen, bei denen er in bizarreren Gegenden der Galaxis, als er sie sich auch nur im Traum hätte vorstellen können, abwechselnd angeschnauzt und beleidigt worden war, auf der prähistorischen Erde hängengeblieben, und wenn sein Leben jetzt auch sehr sehr still geworden war, so fühlte er sich doch immer noch ganz schön hippelig.

Er war nun schon fünf Jahre lang nicht mehr angeschnauzt worden.

Und da er auch kaum jemanden zu Gesicht bekommen hatte, seit er und Ford Prefect sich vor vier Jahren getrennt hatten, war er auch die ganze Zeit nicht beleidigt worden.

Bis auf ein einziges Mal.

Es war an einem Frühlingsabend vor ungefähr zwei Jahren gewesen.

Er kam gerade kurz nach Dunkelwerden zu seiner Höhle zurück, als er Lichter bemerkte, die gespenstisch durch die Wolken blinkten. Er drehte sich um und starrte nach oben, und Hoffnung keimte ihm plötzlich im Herzen. Rettung. Des Schiffbrüchigen sehnsüchtigster Traum - ein Raumschiff.

Und während er noch so guckte, während er staunend und aufgeregt nach oben starrte, schwebte durch die warme Abendluft lautlos und ohne viel Tamtam ein langes, silbernes Raumschiff herab, dessen lange Beine sich in einem präzisen technischen Ballett entfalteten.

Es setzte sanft auf dem Boden auf, und das leise Brummen, das man hatte hören können, erstarb, als sei es von der Abendruhe eingelullt worden.

Eine Rampe wurde ausgefahren.

Licht strömte heraus.

Eine lange Gestalt erschien als Silhouette in der Luke. Sie kam die Rampe herunterspaziert und blieb vor Arthur stehen

»Du bist ein Trottel, Dent«, sagte sie schlicht und einfach.

Sie sah fremdartig aus, sehr fremdartig. Sie war von ausgesprochen fremdartiger Länge, hatte einen ausgesprochen fremdartig flachen Kopf, ausgesprochen fremdartige, kleine, schlitzige Augen, sie trug verschwenderisch in Falten gelegte goldene Gewänder mit einem ausgesprochen fremdartigen Muster auf dem Kragen und hatte eine bleiche, graugrüne, fremdartige Haut, die jenen strahlenden Schimmer besaß, wie ihn die meisten graugrünen Gesichter nur mit viel Übung und sehr teurer Seife zustande bringen.

Arthur starrte sie verdutzt an.

Die Gestalt betrachtete sich ihn gelassen.

Arthurs erste Anwandlungen von Hoffnung und Ängstlichkeit waren sogleich von Erstaunen überwältigt worden, und alle möglichen Gedanken kämpften in diesem Augenblick um die Benutzung seiner Stimmbänder.

»Www ...?« sagte er.

»Ba ... ha ... ah ...«, setzte er hinzu.

»Ra ... ru ... wah ... wer?« brachte er endlich raus und versank in brütendes Schweigen. Jetzt merkte er, daß er, solange er sich erinnern konnte, kein Wort mehr zu jemandem gesagt hatte.

Das fremdartige Wesen runzelte kurz die Stirn und zog etwas zu Rate, was wie eine Art Klemmblock aussah, den es in seiner mageren und spindeldürren, fremdartigen Hand hielt.

»Arthur Dent?« fragte es.

Arthur nickte hilflos.

»Arthur Philip Dent?« fuhr die fremdartige Gestalt in einer Art durchdringendem Kläffen fort.

»Äh ... äh ... ja ... äh ... äh ...«, bestätigte Arthur.

»Du bist ein Trottel wiederholte die fremdartige Gestalt, »ein richtiges Arschloch.«

»Äh ...«

Das Wesen nickte sich bestätigend zu, setzte ein ausgesprochen fremdartiges Häkchen auf seinen Klemmblock und kehrte rasch wieder zu seinem Raumschiff um.

»Äh ...«, sagte Arthur verzweifelt, »äh ...«

»Red nicht so mit mir«, kläffte das fremdartige Wesen. Es schritt die Rampe hoch, kroch durch die Luke und verschwand im Raumschiff. Das Schiff schloß sich. Es begann, tief und pulsierend zu brummen.

»Äh, he!« schrie Arthur und rannte hilflos darauf zu.

»Warte doch mal!« rief er. »Was soll das denn heißen? Was? Warte doch mal!«

Das Schiff stieg in die Höhe, als lasse es sein Gewicht wie eine Mantel zu Boden fallen, und blieb für einen Moment zögernd in der Luft hängen. Dann schoß es sehr sonderbar in den Abendhimmel hinauf. Es flog durch die Wolken, die es kurz hell aufleuchten ließ, und dann war es weg, und Arthur, der hilflos einen kleinen Tanz aufführte, stand mitten in der Unermeßlichkeit des vielen Landes alleine da.

»Was?« kreischte er. »Was? Was? He, was? Komm sofort zurück Und sag's noch mal!«

Er sprang und tanzte herum, bis ihm die Beine zitterten, und schrie, bis es in seinen Lungen kratzte. Niemand gab ihm Antwort.

Es war niemand da, der ihn hören oder mit ihm hätte reden können.

Das fremdartige Raumschiff donnerte bereits auf die oberen Schichten der Atmosphäre zu, hinaus in die entsetzliche Leere, die die ungeheuer wenigen Dinge, die es im Universum gibt, voneinander trennt.


Das ist der Beginn des dritten Teils aus der Reihe "Per Anhalter durch die Galaxis" und ebenso wie die beiden ersten Teile ein absolutes MUSS für jeden Douglas Adams Fan.